Muskelverletzung beim Hund – wie sie entsteht, woran du sie erkennst und wie die Reha ablaufen sollte

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Sowohl beispielsweise beim Spielen mit anderen Hunden, aber auch beim Hundesport kommt es häufig zu Muskelverletzungen. Dabei sind schmerzhafte Muskelverspannungen, Muskelzerrungen, der Muskelfaserriss, Muskelbündelriss und der Muskelriss die Bekanntesten. Sie alle basieren auf demselben Verletzungsmechanismus und unterscheiden sich ausschließlich über die Schwere der Muskelverletzung. Weitere Erkrankungen der Muskulatur sind beispielsweise Entzündungen der Muskulatur, teils mit Beteiligung der Knochenhaut, wie am Schienbein und Muskelentzündungen und neuronale Reizungen wie im Bereich der Adduktoren.

Mögliche Symptome einer Muskelverletzung beim Hund

Bei einer Muskelverletzung kommt es zu einem plötzlichen, heftigen bis stechenden Schmerz. Die weiteren Symptome sind:
  • Schwellung
  • kurzzeitige Dellenbildung
  • Bluterguss
  • Bewegungseinschränkung und je nach Schwere Bewegungsunfähigkeit
Liegt eine Verspannung oder Zerrung vor, ist eine Bewegung unter minimaler Kraftminderung möglich. Bei einem Muskelfaseriss kommt es zum Kontraktionsverlust. Liegt ein Muskelbündelriss oder Muskelriss vor, kommt es zu einer Immobilität. In etwa fünf Tage nach der Verletzung sollten sich die Symptome bei einer schmerzhaften Verspannung und einer Muskelzerrung deutlich verbessern. Bei schwerwiegenderen Verletzungen ist zu diesem Zeitpunkt lediglich eine geringe Besserung der Symptome normal.

Behandlung der Muskelverletzung

Wenn ein Hund Muskelverletzung erleidet, sollte man umgehend die PECH Regel anwenden. Das bedeutet: P – Pause einlegen E – Eis auflegen C – Compression anlegen H – Hochlagern Es ist wichtig, den Hund dem Tierarzt vorzustellen und ihn der Verletzung entsprechend behandeln zu lassen. Bei einem Muskelfaserriss  oder einem Muskelriss kann eventuell eine Punktion notwendig werden und ein Zusammennähen der gerissenen Fasern. Im Anschluss an eine Muskelverletzung ist eine entsprechende Rehabilitation notwendig. Die genauen Maßnahmen in der Physiotherapie sind immer abhängig von der Art und Schwere der Verletzung. Begonnen werden sollte mit der Physiotherapie jedoch sofort. Grundsätzlich brauchen Muskeln entsprechend Zeit, um sich zu regenerieren. In der Physiotherapie können beispielsweise physikalische Therapien wie Elektrotherapie, Lasertherapie oder Ultraschalltherapie eine gute Unterstützung sein. Je nach Reha-Status können auch Massagen, Training im UWL und aktive Bewegungsübungen unterschiedlicher Art eingesetzt werden. Die Auswahl der therapeutischen Maßnahmen richtet sich immer individuell nach dem Patienten.

Die Rehabilitation bei Muskelverletzungen kann man grob in fünf Phasen aufteilen:

Bei der physiotherapeutischen Behandlung sollte immer an die Erwärmung des verletzten Muskels gedacht werden. Zudem ist eine stufenweise, schmerzfreie (!) Dehnung wichtig, um einer Narbenretraktion zu verhindern. Dies bedeutet ein Zusammenschrumpfen des Gewebes im Rahmen des Heilungsprozesses. Hierdurch können Verengungen und Kontrakturen entstehen. Auch einer erneuten Ruptur bzw. Verletzung wird so entgegengewirkt. Muskelverletzung beim Hund
Phase 1 der Rehabilitation
Im ersten Schritt wird mit der vorsichtigen Mobilisation des Bindegewebes begonnen. Dabei sollte das verletzte Gewebe keinesfalls zu stark beansprucht und überdehnt werden. Auch sanfte Massagen können je nach Verletzung sinnvoll sein. Die Schmerzlinderung ist in dieser Phase sehr wichtig.
Phase 2 der Rehabilitation
Nun geht es darum, die Belastbarkeit sukzessive zu steigern. Isometrische Muskelübungen ohne Krafteinsatz sind hier sehr sinnvoll. Der Vorteil von isometrischen Bewegungsübungen ist, dass es ein Muskeltraining ohne Längenänderung der Muskulatur ist.
Phase 3 der Rehabilitation Muskelverletzung beim Hund
In der dritten Phase der Reha geht es darum, die verletzte Muskulatur an funktionelle Belastung und Dehnungen heranzuführen. Zusätzlich sollte die Gelenkbeweglichkeit trainiert werden. Sind Bewegungen schmerzfrei möglich, kann das Isotonische Training begonnen werden. Dies zeichnet sich dadurch aus, dass es zu einer gleichbleibenden Muskelspannung unter Bewegung kommt, sprich eine Muskellängenänderung. Es kann mit einem leichten Krafttraining und Ausdauertraining begonnen werden. Das Training sollte immer vorsichtig erfolgen.
Phase 4 der Rehabilitation
In der vierten Phase der Rehabilitation ist das Koordinationstraining besonders wichtig, um das Zusammenspielen von Nerven, Muskeln und Gelenken zu verbessern. Eine zunehmende Aktivierung und Belastung des verletzten Muskels ist nun möglich.
Phase 5 der Rehabilitation
In der fünften Phase der Rehabilitation geht es nun vor allem um das sportspezifische Aufbautraining. Hier sollte bewusst daraufhin trainiert werden, was für die Sportart benötigt wird. Die wichtigsten Muskelgruppen für den jeweiligen Sport sollten gezielt trainiert werden, um das Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und Gelenk zu stärken und einen guten Schutz des Gelenks durch eine stabile Muskulatur zu gewährleisten. Muskelverletzung beim Hund
Komplikation, die bei einer Muskelverletzung auftreten können
Es kann bei einer Verletzung eines Muskels zu folgenden Komplikationen kommen: – Narbenbildung – Zystenbildung Muskelverletzung beim Hund – Myositis ossificans – Arthrose durch vorübergehende, eingeschränkte Beweglichkeit eines Gelenk
Vermeidung von Muskelverletzungen im Sport
Muskuläre Dysbalancen sollten vermieden werden. Dies kann man mit einem gezielten Krafttraining effektiv vorbeugen. Vor Belastung bzw. sportlichen Aktivität ist ein gutes Aufwärmen unverzichtbar. Nach dem Sport sollte man sich Zeit für ein Cool Down nehmen. Wenn der Hund eine Muskelverletzung erlitten hat, sollte sie immer richtig ausheilen.
Muskelverletzung beim Hund
Was passiert, wenn man nach einer Muskelverletzung zu früh mit dem Training beginnt?
Nicht selten wird nach einer muskulären Verletzung zu früh wieder in den Sport eingestiegen oder mit dem sportspezifischen Training begonnen. Das steigert das Risiko einer erneuten Verletzung. So sollte der Hund erst mit den aktiven Muskelübungen beginnen, wenn diese garantiert schmerzfrei möglich sind. Zeigt der Hund Anzeichen von Schmerzen, muss die Belastung verringert werden.
Wann kann man mit dem sportspezifischen Training nach Muskelverletzungen beginnen?
Wann wieder ins sportspezifische Training eingestiegen werden kann, ist abhängig von der Art und Schwere der Verletzung. Grob kann man sagen, dass bei Muskelzerrungen die sportspezifische Belastungsfähigkeit in der Regel nach zwei bis vier Wochen wieder gegeben ist. Bei einem Muskelfaserriss nach vier bis acht Wochen. Leidet der Hund unter einem Muskelriss ist ein sportspezifisches Training nach 12-16 Wochen meist wieder möglich. Grundsätzlich muss jeder Fall allerdings individuell betrachtet und behandelt werden.
Wann ist eine Muskelverletzung als ausgeheilt zu betrachten Muskelverletzung beim Hund
Eine muskuläre Verletzung wird als ausgeheilt betrachtet, wenn der betroffene Muskel ohne Beschwerden kontrahiert werden kann. Normale Bewegungsabläufe sollten wieder hergestellt sein und es darf keine Einschränkung in der Beweglichkeit bei benachbarten Gelenken vorliegen.
Das kannst du als Hundehalter bei Muskelverletzungen aktiv selbst tun
Als Hundehalter kannst du deinem Hund Erleichterung beispielsweise mit Quarkwickeln verschaffen. Spreche die Anwendung allerdings immer mit deinem behandelnden Therapeuten ab. Zusätzlich sind unterstützende aktive Bewegungsübungen wichtig, die du dir als Hausaufgabenprogramm begleitend zur Behandlung durch deinen Hundephysiotherapeuten zeigen lassen kannst.
Fazit für die Rehabilitation von Muskelverletzungen
Muskelverletzungen brauchen ausreichend Zeit, um komplett zu verheilen. Auf ein entsprechendes Ausheilen sollte man auch achten, damit erneute Verletzungen vermieden werden. Die Reha gestaltet sich bei Sporthunden, deren Muskulatur besonders intensiver Beanspruchung ausgesetzt ist wesentlich differenzierter und intensiver. Bei sportlich geführten Hunden sollte man unbedingt darauf achten, dass man nicht zu schnell wieder in die sportliche Aktivität einsteigt, um erneute Verletzungen zu vermeiden. Muskelverletzung beim Hund Alles Liebe, deine Tina
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Hallo, ich bin Martina

Hundephysio-, Phyto- und Mykotherapeutin und Buchautorin. Die Hundephysiotherapie ist nun schon seit vielen Jahren meine Leidenschaft und ich durfte schon vielen Hunden zu mehr schmerzfreier Mobilität verhelfen. Mein Leitsatz ist „Bewegung ist Leben“.

 

Ich freue mich, dich in einem meiner Kurse zu sehen.