2 effektive Übungen, um die Koordination und das Körpergefühl deines Hundes zu stärken

2 effektive Übungen, um die Koordination und das Körpergefühl deines Hundes zu stärken

Viele Hunde haben erstaunlicherweise ein relativ schlechtes Körpergefühl und Körperbewusstsein. Für sie hört ihr Körper hinter dem Rumpf auf. Das führt unweigerlich dazu, dass die Läufe aber auch die Wirbelsäule ungleichmäßig belastet werden. Längerfristig beeinflusst das einen übermäßigen Gelenkverschleiß und somit Arthrose in den Gelenken.

Es ist also durchaus sinnvoll zum einen zu schauen, wie gleichmäßig dein Hund seine Läufe nutzt, wie seine Bewegungsabläufe sind und wie gut seine Koordination ist. Zeigen sich hier Defizite, kann man die Koordination, das Körpergefühl und gleichmäßige Bewegungsabläufe allerdings in jedem Alter und bei jedem Gesundheitszustand mit einfachen Übungen trainieren.

Mit einem guten Körpergefühl ist grundsätzlich das Verletzungsrisiko deines Hundes gemindert und zwar nicht nur im Sport, sondern bei jeder alltäglichen Bewegung. Nachfolgend stelle ich dir in diesem Artikel verschiedene Übungen vor, die du mit deinem Hund auch als Laie selbst durchführen kannst. Hierzu sind kein besonderes Equipment und auch keine Vorkenntnisse deinerseits oder deines Hundes notwendig. Körpergefühl Hund

Mit diesen 2 Übungen förderst du Körpergefühl und Koordination deines Hundes Körpergefühl Hund

1. Auf einer Decke ausbalancieren

Für diese Übung nimmst du dir ein größeres Handtuch oder eine Decke – je nach Größe deines Hundes. Dein Hund soll sich dann etwa mittig auf diese Decke stellen Nun beginnst du leicht und langsam an unterschiedlichen Ecken der Decke oder des Handtuchs leicht zu ziehen. Dein Hund muss so den Belastungsschwerpunkt von einem Lauf auf den anderen geben und sich ausbalancieren. Zusätzlich nimmt er so seinen Körper gesamthaft wahr. Die Übung ist für deinen Hund anstrengender, als es auf den ersten Blick aussehen mag. Starte mit einer Einheit von 20-30 Sekunden und steigere die Einheiten dann langsam.

Ausbalancieren auf einer Decke

Ausbalancieren auf einer Decke

2. In einem Behältnis wie Karton ausbalancieren Körpergefühl Hund

Hierfür benötigst du je nach Größe deines Hundes einen Karton oder ein anderes passenden Behältnis, in das dein Hund sich theoretisch mit allen vier Läufen hineinstellen kann. Zunächst sollte dieses Behältnis eine recht angenehme Größe habe, so dass dein Hund seine vier Läufe relativ einfach darin positionieren kann. Der Rand sollte leicht zu überwinden sein. Es geht primär um eine optische, räumliche Begrenzung. Der Boden des Behältnis sollte rutschfest sein, oder mit etwas rutschfestem ausgelegt sein. Motiviere deinen Hund dann, mit seinen Pfoten in das Behältnis einzusteigen. Bestätige deinen Hund jedes Mal positiv, wenn er seine Pfoten in das Behältnis setzt. Auch wenn es im ersten Schritt erst einmal eine Pfote ist.

Ziel ist es, dass er nach und nach alle vier Pfoten in das Behältnis setzt und komplett darin steht. Wenn dein Hund es bei dieser Größe des Behältnisses schafft, sollte er die Position für einen kurzen Moment halten (etwa 2-3 Sek.) Nun kannst du im nächsten Schritt zu einem kleineren Behältnis greifen und ihn motivieren, sich dort hineinzustellen. Je kleiner es wird, desto anspruchsvoller ist es für ihn. Je enger die Pfoten unter seinem Körper zusammenrücken, desto intensiver muss er sich ausbalancieren. Auch mit der Dauer, die er die Position hält, kannst du dann entsprechend variieren. Körpergefühl Hund

Das solltest du beim Training beachten

Erarbeite die Übungen immer langsam mit deinem Hund und gebe ihm die Möglichkeit, in seinem Tempo seinem Körper bewusst zu werden. Sei geduldig mit ihm. Beim aktiven Bewegungstraining ist der Weg das Ziel und gibt deinem Hund die Chance, sich mit seinem Körper und den Bewegungen aktiv auseinanderzusetzen. Es ist immer sinnvoll, die Übungseinheiten kurz zu halten und sich nach den körperlichen Voraussetzungen und der Konzentrationsfähig seines Hundes zu richten. Das er Spaß beim Training hat ist unverzichtbar. Achte bitte auch immer auf seine Sicherheit, dass bedeutet vor allem, dass er auf rutschfesten Untergründen steht. Falls du dir nicht sicher bei der Durchführung der Übungen bist, dann schreibe mir gern einfach eine Email und ich helfe dir weiter!

So hast du drei aktive Bewegungsübungen für eine bessere Koordination und Körpergefühl, die du mit deinem Hund sehr leicht und ohne besonderes Equipment Zuhause durchführen kannst.

Alle Liebe, deine Tina

Vestibularsyndrom beim Hund – die wichtigsten Fakten zur Erkrankung!

Vestibularsyndrom beim Hund – die wichtigsten Fakten zur Erkrankung!

Wie viele von euch wissen hat Snowy kürzlich ein Vestibularsyndrom erlitten. Auch ich als Hundephysio bin in diesem Moment einfach „nur“ Hundehalter und es hat mich völlig überraschend getroffen. Auch wenn ich aufgrund meiner Erfahrung wusste, was zu tun ist und leichter mit einem Handicap Hund umgehen kann.

Dennoch war ich völlig geschockt, als Snowy am Morgen nicht wie gewohnt aufstand, um nach Katzenfutter-Resten zu stöbern und kurz eine Runde durch den Garten zu stiefeln.

Es traf uns über Nacht

Das ist übrigens ganz klassisch. Häufig tritt es quasi über Nacht auf. Auch Snowy war in den Tagen zuvor super drauf und es traf uns absolut überraschend. Snowy konnte nicht mehr aufstehen. In diesem Moment schießt einem alles mögliche Gedanken durch den Kopf.  Wer Snowy kennt weiß, dass sie ja bereits unter Rückenproblemen leidet. Im ersten Moment befürchtete ich einen Bandscheibenvorfall. Doch aufgrund ihrer Anzeichen kam mir das Vestibularsyndrom schnell in den Sinn. Ich trug sie in den Garten, um zu sehen wie Bewegungen aussehen, wo die Probleme sind. Dann überprüfte ich ihre Reflexe, die deutlich verzögert waren. Snowy wankte, wie ein Betrunkener und konnte sich nur mit Unterstützung auf den Beinen halten. Sie wirkte unruhig und verängstigt und wusste nicht, wie ihr geschah. Sofort meldeten wir uns beim Tierarzt an.

Snowy beim Tierarzt

Mittels eines neurologischen Untersuchungsgangs wurde mein Verdacht des Vestibulärsyndroms bestätigt. Snowy litt z.B. auch unter dem für  den Symptomkomplex klassischen Nystagmus. Wieder Zuhause bettete ich Snowy erst einmal, damit sie zur Ruhe kommen konnte. Dann musste ich mich sammeln und überlegen, wie ich sie am Besten unterstützen und wieder auf die Beine bringen kann.

Dabei fiel mir auf, dass ich auf Doggy Fitness noch nie über das Vestibulärsyndrom geschrieben habe. Dabei ist es ein sehr häufiger Symptomkomplex und ebenso oft kommt es zu Fehldiagnosen. Grund genug also jetzt die wichtigsten Infos rund um das Vestibulärsyndrom zusammenzustellen.

Was ist das Vestibularorgan?

Das Vestibularorgan ist das Gleichgewichtsorgan. Es ist ein sehr komplex aufgebautes Organ, das die Orientierung im dreidimensionalen Raum ermöglicht um die Bewegungen des Körpers entsprechend seiner Lage zu koordinieren. Es liegt gleich am Ohr und steht im andauernden Austausch mit dem Gehirn.

Was passiert, wenn das Gleichgewichtsorgan gestört ist?

Wenn das Gleichgewichtsorgan gestört ist, gerät der Hund aus dem Gleichgewicht und kann sich nicht mehr auf den Beinen halten.

Der Hund hat ein Gefühl, als säße es in einem Karussell. Er weiß nicht mehr, wo oben und unten ist und wo er sich im Raum befindet. Das Vestibularsyndrom kann bei Hunden und Katzen, aber auch bei Kaninchen und Meerschweinchen auftreten. Die Störung kann wenige Tage, aber auch mehrere Wochen andauern.

Wie es genau zu einer Störung des Gleichgewichtsorgans kommt ist immer noch nicht gänzlich geklärt. Grundsätzlich kann es jeden Hund treffen. Häufig sind jedoch ältere Hunde betroffen.

Das Vestibularsyndrom hat übrigens nicht mit einem Schlaganfall zu tun, auch wenn es im Volksmund häufig so genannt wird. Es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Krankheitsbilder. Der Schlaganfall beim Hund kommt nur sehr selten vor und es handelt sich um dabei eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Das Vestibulärsyndrom bezieht sich jedoch rein auf das Gleichgewichtsorgan.

Woran erkennt man das Vestibularsyndrom? – Die Anzeichen

Die Anzeichen für ein Vestibulärsyndrom sind sehr typisch.

  • Die Hunde halten ihren Kopf oft schief, teils auch den Körper.
  • Sie halten ihn immer zu der Seite hin, die betroffen ist.
  • Betroffene Hunde wirken wie betrunken.
  • Es kommt zu extremen Bewegungsstörungen.
  • Die Hunde laufen im Kreis. Dies nennt man Manegeverhalten.
  • Schielen ist ein weiteres Anzeichen.
  • Rhytmische horizontale Augenbewegungen – der sogenannte Nystagmus – sind ein unverwechselbares Symptom.
  • Die Stellreflexe des betroffenen Hundes sind verzögert.
  • Bei einem Vestibulärsyndrom leiden Hunde unter starker Übelkeit. Sie verweigern das Essen und leiden unter Erbrechen.

Was sind die Folgen einer Störung des Gleichgewichtsorgans?

Immer wieder höre ich von Hunden, die wegen eines Vestibularsyndroms eingeschläfert wurde. Völlig unnötig! Es braucht ein wenig Geduld. Doch innerhalb der ersten 48 Stunden treten meist erste Verbesserungen auf. Das Erbrechen und der Schwindel lassen nach genauso wie der Nystagmus. Der Hund kann sich von einem Vestibulärsyndrom wieder vollständig erholen. Bei wenigen Patienten bleibt eine leichte Kopfschiefhaltung zurück, auch leichte Störungen in der Bewegung bzw. Koordination sind möglich.

Diagnosemöglichkeiten

  • neurologischer Untersuchungsgang
  • CT für die Differenzialdiagnose
  • klinische Untersuchungen wie Blutuntersuchung und klassischer Untersuchungsgang (Ohren, Maul, Temperatur etc. prüfen) auch speziell für die Differenzialdiagnose

Differenzialdiagnose

Es gibt einige andere Erkrankungen, die ähnliche oder überschneidende Anzeichen des Vestibulärsyndroms zeigen.  Dazu gehören:

  • Ohrenentzündung
  • Trauma im Kopfbereich
  • Fremdkörper im Ohr
  • Infektionskrankheiten wie Staupe oder FIP bei Katzen
  • Toxoplasmose
  • Tumor

Wie kann man das Vestibularsyndrom behandeln?

In erster Linie braucht dein Hund Ruhe. Viel Ruhe. Unterstützend ist eine Gabe von Medikamenten gegen Übelkeit und Erbrechen sowie durchblutungsfördernde Medikamente sinnvoll. Auch eine Infusionstherapie kann unterstützend wirken. Zusätzlich solltest du deinen Hund mit gezielten Bewegungsanbahnungen mobilisieren. Ziel ist es, da besonders ältere Hunde betroffen sind, dass sie nicht immobil werden. In einem weiteren Artikel werde ich dir einfache und effektive Übungen beim Vestibulärsyndrom zusammenstellen und Verhaltenstipps, wenn dein Hund an einem Vestibulärsyndrom erkrankt. In dieser akuten Situation ist man sehr überfordert und natürlich auch aufgeregt. Wenn man weiß, wie man richtig reagiert und wie man seinen Hund gut unterstützen kann, dann macht es viele Dinge leichter. Besonders das habe ich aus der Situation mitgenommen. Wie bei Erster Hilfe wusste ich genau, was zu tun ist. Mir liegt es am Herzen, dass auch du dich im Umgang mit Erkrankungen sicher fühlst.

PS: Natürlich halte ich dich auch weiter über Snowys Genesung auf dem Laufenden!

 

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