Ein Einblick in unser Leben mit der Handicap-Hündin Snowy
Wenn ein Hund in unser Leben tritt, haben wir meist ein Bild vor Augen, wie die Zukunft mit unserem Liebling aussehen wird. Ein fröhlicher Hund, der mit strahlenden Augen auf den gemeinsamen Spaziergängen freudig und leichtfüßig durchs Leben läuft. Ein müheloses Leben.
Was bedeutet das für das Zusammenleben mit dem Handicap-Hund?
Ganz gleich, ob man einen Handicap Hund adoptiert hat, so wie wir unser mittlerweile achtjähriges Podenco-Mädchen Snowy oder ob ein Unfall oder eine Erkrankungen im Verlauf des gemeinsamen Lebens zu einem Handicap führt. Das Leben mit einem Handicap Hund ist anders. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es macht keinen Unterschied.
Als Snowy vor etwas vier Jahren zu uns kam, konnte sie kaum gehen. Sie war gezeichnet, von den Jahren, die sie bei einem Jäger in einer Holzkiste verbrachte. Die Hinterläufe verformt, schwere Arthrose in den Hüften, beide Knie kaum mehr als Gelenke erkennbar, nicht zu sagen, ob durch einen Unfall oder durch äußere Gewalteinwirkung. Auch der Rücken zeigte erste Schädigungen in Form von Spondylosen. Zusätzlich hat sie einen achten Lendenwirbel und die Ellbogen waren durch die dauerhafte Überbelastung geschädigt.
Ein Handicap verändert vieles – aber nicht alles zum Schlechten
Es gibt Menschen, die sich direkt bei der Adoption für einen Hund mit Handicap entscheiden. Und es gibt Menschen, die einen gesunden Hund adoptieren und wird er krank. Plötzlich ist alles anders. Eine Gelenkerkrankung, ein Bandscheibenvorfall, eine Amputation – und plötzlich ist nichts mehr wie vorher. Man kann lernen, sein Leben darauf einzurichten.
Wie wir mit Snowy unser tägliches Leben bestreiten
Trotz ihrer Beschwerden har Snowy immer gute Laune, verzaubert jeden mit ihrer freundlichen Art und läuft fröhlich durchs Leben. Seit Snowy bei uns lebt, wird sie physiotherapeutisch behandelt. Das hat ihrem Körper enorm geholfen. Wir haben sehr viele kleine Schritte gemacht und machen sie noch immer. Sie bewegt sich viel besser und sie fühlt sich wohler in ihrem Körper. Auch die Goldakupunktur, die sie im Jahr 2015 bekam und die zahlreichen Nahrungsergänzungsmittel helfen ihr. Aber sie wird immer ein Hund mit Handicap sein.
Unsere Spaziergänge werden nie so lang sein, wie mit einem gesunden Hund. Sie wird ins Auto gehoben und bekommt Unterstützung, wo auch immer sie uns zeigt, das sie diese benötigt. Den Sprung aufs Sofa lässt sie sich allerdings nicht nehmen und auch ins Bett schleicht sich Snowy gern auch mal ohne fremde Hilfe.
Uns ist bewusst, dass sich ihr Gesundheitszustand mit fortschreitendem Alter verschlechtern wird. Aber darauf sind wir gefasst und vorbereitet. Wir werden Snowy jeden Weg ebnen, um ihr das Leben so unkompliziert, angenehm und barrierefrei wie möglich zu gestalten.
Die schlechten Tage
Ich gebe ehrlich zu, dass auch wir manchmal schlechte Tage haben. Wenn es mit dem Laufen nicht gut klappt oder sie sich schwerfälliger als sonst bewegt. Dann keimt auch bei mir die Angst hoch und ein flaues Gefühl entsteht im Magen. Dann beschleichen mich Ängste und Sorgen, ob ich alles richtig mache, ob es ihr noch gut geht, ob wir etwas anders machen sollten. Und ich habe Angst sie zu verlieren. Aber ich glaube, das diese Ängste und Sorgen normal und menschlich sind. Dann schaue ich Snowy an und weiß, sie braucht kein Mitleid. Ich darf mitfühlend sein, vor allem aber sollte ich sie motivieren, lieben, begleiten und jeden Tag mit ihr genießen.
Wir passen uns (Lebens- )Tempo an Snowy an
Wir spazieren in dem Tempo, wie sie es kann und passen auch die Länge der Spaziergänge an. Oft machen wir kürzere Spaziergänge und dafür dann häufiger und gönnen uns kleine Ruhepausen unterwegs.
Das schmältert die Qualität unserer Spaziergänge und Ausflüge nicht. Im Gegenteil. Wir erleben sie noch bewusster und versuchen vor allem eines: Snowy so „normal“ wie möglich Hund sein zu lassen und sie Dinge ausprobieren lassen. Sie soll ihre Erfahrungen machen. Und das kann auch mal bedeuten, dass sie strauchelt und stolpert. Aber durch ein übermäßiges Behüten würden wir sie verunsichern und einschränken. Und Snowy möchte so viel wie möglich ein normaler Hund sein. Ihre Grenzen auszutesten, nicht überbehütet zu werden, stärkt sie. Und wenn sie eine Situation alleine gemeistert hat, kann man den Stolz und die Freude in ihrem Gesicht sehen.
Das Leben mit Snowy bereichtert unser Leben ungemein
Manchmal wird man einfach gezwungen langsamer zu machen und einen Gang runterzuschalten. Jeden Tag bewundere ich aufs Neue ihre Stärke und ihre gute Laune. Sie lässt sich nie hängen, sie jammert nicht, sie genießt jede Sekunde. Sie nimmt ihr Leben so an wie es ist und sie geniesst es. Das ist eine große Bereicherung, weil es uns bewusster Leben lässt.
Auch wenn es an manchen Tagen beschwerlicher ist, ich würde keine Sekunde tauschen wollen. Wir haben nicht das Gefühl, das wir im Zusammenleben mit Snowy etwas verpassen oder es mit einem gesunden Hund schöner sein könnte. Ich kann nur alle Menschen dazu ermutigen, einen Hund aufzunehmen, der ein Handicap hat. Auch mit dem Wissen, dass der Alltag manchmal Hürden bereit hält und man sich mehr sorgt.
Da ich es oft in meiner Praxis erlebt habe, das Hundebesitzer meist völlig verunsichert waren, wenn ein Handicap Hund ins Haus kommt, oder der zuvor gesunde Hund plötzlich mit einem Handicap leben muss, teile ich gern eine ganze Reihe von Tipps mit dir, wie du euer Zusammenleben erleichtern kannst
Man kann so vieles tun, um seinem Handicap-Hund den Alltag zu erleichtern:
- erhöhter Wasser-/Futternapf
- ein wärmender Mantel im Winter
- orthopädische Hundebetten
- Hunderampen fürs Auto
- Treppchen für das Sofa
- Rutschfeste Untergründe im Haus
- Tragehilfen beim Treppensteigen
Die Orthopädietechnik hält eine Vielzahl an Lösungen bereit:
- Bandagen
- Orthesen
- Prothesen
- Hunderolli
Ein Physiotherapeut kann deinen Hund unterstützen mit:
- Laser
- Elektrotherapie
- Hydrotherapie
- Akupunktur
- Manuellen Therapieformen
Du kannst mit gezielten Übungen aus der Physiotherapie selbst unterstützen:
- entspannende Massagen
- passive Bewegungsübungen
- aktive Übungen für eine gute Muskulatur, Beweglichkeit, Koordination, Balance und Körpergefühl
Wir genießen jeden Moment, den wir mit Snowy haben
Wir freuen uns und staunen, wenn sie wie ein Reh durch den Garten springt, wenn sie über Stock und Stein klettert, weil sie vergisst, dass ihre Knochen nicht gesund sind. Und wir sind glücklich, wenn wir sehen, wie sie am Abend selig in ihrem geliebten Bettchen liegt und ihr ganzes Gesicht voller Freude ist.
Und wir wissen, wie wertvoll jeder Tag mit ihr ist.
Teilst du dein Leben auch mit einem Handicap-Hund? Wie beeinflusst es dein Leben und was tust du, um euer Leben zu erleichtern? Teile gern deine Erfahrungen mit mir!
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Deine Tina
Auch ich teile mein leben mit einem Handicap Hund, nach 8 Jahren voller Gesundheit bekam Benno einen BSV, komplett gelähmt. Eine Op kam nicht in frage und mithilfe von Schulmedizin und alternativen Behandlungen läuft er heute wieder, mit Gang Fehler, aber er läuft, er spielt, er ist glücklich. Gute und schlechte Tage gehören dazu, doch die hat man selbst doch auch, dann sind an schlechten Tagen nur kurze Runden möglich, dafür mehr Kopf Arbeit. Der BSV hat unser Leben erstmal auf den Kopf gestellt, doch die Zeit seitdem, hat ein anderes, intensiveres Tempo. Und auch wenn irgendwann Tag X kommt, weiß ich das ich keinen “normalen” Hund bei mir aufnehmen werde, denn mittlerweile erscheint mir das normale als total langweilig (was macht man ohne die ganzen Übungen und Behandlungen eigentlich so 😄).
Ein Leben mit Handicap ist anders, aber keinesfalls schlechter!
Liebe Fanny, danke für deinen ausführlichen Kommentar! Du hast so recht! Es ist nicht immer einfach, aber tauschen würde ich nicht wollen. Und Gott sei Dank können wir unsere Handicap Hunde heute so toll unterstützen. Mich macht es sehr glücklich zu sehen, wie sehr Snowy ihr Leben geniesst, denn sie betrachtet sich nicht als “anders” als andere Hunde. Ich wünsche dir und Benny, dass ihr noch eine wunderbare lange Zeit zusammen habt! Alles Liebe, Tina
Da hat Snowy aber richtig Glück gehabt, dass sie ihr Hundeleben bei dir verbringen darf. Deinen Bericht finde ich toll und die Tipps sind Goldwert.
LG Tanja
Liebe Tanja, vielen lieben Dank für deine Worte! Es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt! LG Martina
Liebe Tina,
Wenn der Hund plötzlich ein verändertes Gangbild hat( medizinisch aber behandelt wurde, da gekipptes Becken und Arthropie linksseitig wegen Fehlhaltung vorlag, regelmäßig zur Physio geht, diese einen aber mit einem Lächeln sagt, dass Fee wieder gut da steht, kein Grund zur Sprge besteht, man sogar für zu Hause alle Gerätschaften inklusive TENS hat, regelmäßig zum Hunde Orthopäden in die Schweiz zum Check geht (Fee hat keine Schmerzen mehr!) und es sich quasi bei ihm aber im Hirn manifestiert hat trotz behobener Ursache anders zu laufen, dann macht man sich Gedanken über Gedanken……kurz gesagt also man dem Hund alles sinnvolle ermöglicht hat und dennoch das Gangbild bleibt, dann kann das ganz schön an einem nagen. Das nagt nun fast ein Jahr an mir…die Betonung liegt bei “mir”, denn unsere Fee macht ihr Ding, als würde sie es gar nicht bemerken, wenn sie gerade wieder nicht im Takt läuft oder das Bein schüttelt oder einfach nur trabt wann sie möchte. Ihr geht es gut, sie tobt und ist glücklich mit ihrer Schwester. Nun liegt es an mir, diese Veränderung zu akzeptieren und aufzuhören in ständiger Sorge oder mit Vorwürfen und Ursachenforschung zu leben. Die Schwierigkeit liegt darin zu begreifen, dass man manche Dinge( unser Problem ist da noch relativ gering im Vergleich zu anderen richtig schwer kranken Hunden) einfach so annehmen sollte wie sie sind und sich nicht von was wäre wenn, hätte ich vermeiden können, wieso mein Hundi , Leiten lässt . Viele Grüße von der Bullybande
Liebe Melina,es hört sich wirklich an, als hättet ihr eine sehr schwere Zeit hinter euch. Danke, dass du deine Gedanken mit mir teilst. Ich kann mir vorstellen, dass es schwer fällt das handicap “hinzunehmen”. Meist kommen unsere Vierbeiner erstaunlich gut mit Handicaps zurecht und es nimmt ihnen keine Lebensfreude. Für uns Menschen ist die Situation schwierig, weil wir viel mehr darüber nachgrübeln. Aber es ist der richtige Schritt, sich daran zu erfreuen, wenn dein Hund sich freut, spielt und das Leben geniesst.
PS: Dennoch empfehle ich dir, dranzubleiben und mit Fee kontinuierlich zu trainieren. Um sie fit zu halten und Folgeschäden zu vermeiden. Ganz liebe Grüße, Tina
Ich würde immer Hunde mit einem Handicap aus Tierheimen bevorzugen. Eben aus dem Grund, dass ich weiß, dass die meisten keinen Hund nehmen würden, der ein Handicap hat. Ich jedoch schon, damit das Tier aus dem Heim kommt und trotz Handicap ein schönes Leben haben kann. Ob schielende Katze, einbeiniger Hund, tauber Hund oder blinder Hund. Spielt keine Rolle! Alle haben ein zu Hause verdient und ein liebevolles Leben.